Thema: Schmuggeln
Tipp: Wandern auf Schmugglerwegen zum Sattelberg
Die Sattelbergalm liegt heute, wo früher die Schmugglerwege über die Brennerberge führten. Bei einer Wanderung oder Mountainbiketour zum Sattelberg kann man sich ein gutes Bild von der Umgebung machen und hat einen guten Blick Richtung Sandjoch und Portjoch im Westen des Grenzkamms. Dort sieht man noch die Militärstraßen und Bunker, die heute auf Südtiroler Seite als Mountainbikewege benutzt werden. Hier können Sie geschichtliche Infos zum Thema Schmuggeln nachlesen:

Die Brennergrenze und ihre Absicherung
Als im Friedensvertrag von Saint Germain 1919 die Staatsgrenze nach dem Wunsch Italiens am Alpenhauptkamm gezogen wurde, zerschnitt diese in der Brennerregion die einheitliche Landschaft. Nach 1919 haben die strengen Grenzkontrollen die Nord-Süd-Kontakte am Brenner stark behindert. Ab 1930 wurde südlich des Brenners eine Befestigungslinie mit Kasernen, kleineren Anlagen und Militärstraßen bis knapp unterhalb der Staatsgrenze auf 2 100 m Höhe am Grenzkamm erbaut. Alle in der Karte eingezeichneten Fahrwege auf der Südtiroler Seite, die heute als markierte Wanderwege dienen, gehen auf diese Straßen zurück. Die Absicherung der Grenze besorgte auf der österreichischen Seite die Zollwache, für die an der Grenze Amtsgebäude errichtet wurden. Auf der italienischen Seite waren die „Finanzieri“ mit der Grenzsicherung betraut.

Um 1950 - bäuerliche Grenzgeher – Erzählung Ex-Schmuggler (Josef Leiter und Vigil Kuprian)
Seit Südtirol 1919 zu Italien gekommen war, fühlten sich die Südtiroler aus der Bahn geworfen. Das Schmuggeln begann erst, als die alten Bergrouten im Norden an die italienisch-österreichische Grenze stießen und alte Verbindungen unterbrochen waren. Wer an der Grenze lebt, wird leicht zum Schmuggler. Hoch oben, wo einst die Grenze verlief, kannten sich die Bauern besser aus als die Zöllner. So keimte ein Geschäft auf, von dem alle wussten, nur nichts Genaues. Viele haben geschmuggelt – was es hüben und drüben nicht gab oder was billiger zu haben war. Lebensmittel und Wein nach Österreich - Tabak, Zigarettenpapier, Feuerstein, Süßstoff, Salz, Fell und oft auch Kühe oder Schafe nach Italien.
Von Innsbruck wurden die Waren zu den Almhütten hinaufgebracht und dort in Kraxen und Rucksäcke umgeladen. In der Nacht stapften die Träger dann los. Oft waren es jüngere, starke Bauerssöhne, die viel tragen konnten und am Hof nur eine geringen Lohn bekamen. Nach dem Krieg herrschte auf den Höfen lange die blanke Not. 9.000 Lire war damals ein Monatslohn am Hof gewesen, ein Paar Schuhe habe 12.000 Lire gekostet. Mit sieben mussten die Bergbauernbuben schon Heu schleppen und Holz tragen. Und auf den Bergen kannten sie vom Schafe- und Ziegenhüten jedes Loch und jeden Stein.

Einmal übergehen mit Schmuggelware brachte gleich viel ein wie drei Monate als Hofknecht zu arbeiten. Der Preis dafür: Am Bach entlang mit Rucksäcken oder Kraxen, die voll beladen 20 und 30 Kilo wogen, sechs bis sieben Stunden durch Wald, Fels und Schnee zu steigen. Wenn das Wetter gut war, zogen die Schmuggler los. Geschmuggelt wurde nachts. Tagsüber wurde am Hof gearbeitet, um den Schein zu wahren. Danach starteten die Schmuggler los, um spätestens um fünf Uhr morgens, wenn am Hof das Tagewerk begann, wieder zurück zu sein. Gegangen wurde zu jeder Jahreszeit manchmal auch im Winter. Die Ausrüstung war dabei war miserabel - Wollhandschuhe, Gletschereisen, genagelten Schuhe oder ein Heuseil zur Sicherung. Auf 3.000 Meter Höhe war die Luft rein, wenn die Zöllner nicht Wind von der Sache kriegten. In der Gruppe hielten die Schmuggler hundert Meter Abstand voneinander. Falls einer von ihnen erwischt werden sollte, konnten sich die anderen noch in Sicherheit bringen. Gefahr drohte von allen Seiten: In der Hütte saßen die Zöllner, in der Natur lauerten die Gletscherspalten. Mit einem Fuß waren die Schmuggler im Grab, mit einem im Gefängnis. Nicht immer ging alles gut. Viele Schmuggler verunglückten bei dem Versuch die Brennerberge zu überqueren, sei es ein Absturz oder eine Lawine, die ihnen das Leben kostete.

Schmuggeln um 1980
Am 5. und 20. jedes Monats machten sich viele Bewohner von Innsbruck und Umgebung mit dem Zug oder auch mit dem Auto auf den Weg zum Brennermarkt. Nicht selten kam es vor, dass bei den Kindern im Auto vor der Grenze die Zigarettenstangen in den Hosenbeinen versteckt wurden und die Weinflaschen zwischen den Sitzen oder Bänken. Sicherlich hatte man jedes Mal Angst vor der Grenzkontrolle, aber meistens ging es gut.

Quelle: www.suedtirol.info; Erzählungen von Zeitzeugen